Ein neues Kochbuch rund um Pilze wurde noch vor seiner Veröffentlichung vom Markt genommen. Die Idee: Rezepte mit Illustrationen von Pilzen, die durch KI generiert wurden. Klingt modern, spart Zeit und wirkt auf den ersten Blick ansprechend. Doch nach Veröffentlichung stellte sich heraus, dass einige der Pilzabbildungen fehlerhaft oder ungenau waren – so sehr, dass sie giftigen Arten ähnelten.
Das Problem ist gravierend. Denn während ein falsch illustriertes Croissant im Zweifel nur für ein Schmunzeln sorgt, kann eine Verwechslung bei Pilzen lebensgefährlich sein. Wer beim Sammeln oder Kochen auf visuelle Hilfen angewiesen ist, braucht absolute Sicherheit – und die ist hier nicht gegeben.
KI-Bilder: nützlich, aber nicht unfehlbar
KI-Systeme sind darauf trainiert, Muster zu erzeugen, die plausibel aussehen. Das bedeutet: Sie liefern Darstellungen, die so wirken, als wären sie korrekt. Ob die Details stimmen, ist eine andere Frage. Genau hier liegt der Knackpunkt. Pilze unterscheiden sich oft nur durch kleine Merkmale – die Form der Lamellen, die Struktur des Stiels, eine Farbnuance. Ein Algorithmus, der aus Millionen Bildern „lernt“, kann solche feinen Unterschiede verzerren oder sogar halluzinieren.
Verantwortung von Verlagen und Autor:innen
Dass so ein Buch überhaupt erscheinen konnte, zeigt ein strukturelles Problem: Es fehlt an Qualitätskontrolle. Fachlektorat, Rücksprache mit Mykolog:innen, ein Abgleich mit wissenschaftlich fundierten Bilddatenbanken – all das hätte auffallen lassen, dass die Abbildungen unsicher sind. KI kann hier ein Werkzeug sein, aber sie darf niemals die letzte Instanz sein, wenn es um Gesundheit und Sicherheit geht.
Ein kulturgeschichtlicher Bruch
Interessant ist dabei auch der kulturelle Aspekt. Illustrierte Pilzbücher haben eine lange Tradition: von handgemalten Tafeln im 19. Jahrhundert bis zu sorgfältig fotografierten Bestimmungswerken der Gegenwart. Sie sind nicht nur Nachschlagewerke, sondern auch Dokumentationen von Wissen, Naturwahrnehmung und Ästhetik. Ein KI-generiertes Bild mag hübsch wirken, doch es bricht mit dieser Tradition der Sorgfalt und Genauigkeit – und stellt Authentizität zugunsten von Effizienz hinten an.
Fazit: KI braucht Grenzen
Der Vorfall zeigt, dass KI im kreativen Bereich faszinierende Möglichkeiten bietet, aber auch klare Grenzen hat. Gerade dort, wo Menschen auf exakte Informationen angewiesen sind, darf Technologie nicht unkritisch eingesetzt werden. Vielleicht ist die wichtigste Lehre: Ein Pilzkochbuch sollte besser mit echten Fotos oder Zeichnungen arbeiten – und mit Expert:innen im Rücken.
Denn ein Teller Pilzragout kann wunderbar sein. Ein Teller mit dem falschen Pilz – fatal.